Tuesday, March 18, 2008

Fishermans Friend

Seemann, Seebaer.. oder Fischer, man kann es nennen wie man will. Ich war einer von ihnen, fuer 3 Tage auf hoher See, 8 Stunden vor der Westkueste Australiens auf einem 60-Fuss Kutter, weit draussen im Indischen Ozean! Die haben mich in der Wurstfabrik tatsaechlich keine Jenswurst machen lassen, also hab ich dort die Segel gestrichen und auf dem Fischkutter als Matrose angeheuert. Einer der wohl haertesten, schlauchensten, anstrengensten, verruecktesten, und besten Sachen die ich je gemacht habe. Bin ausserdem dafuer wie gemacht mit meinem 5 Wochen und 4 Tage Bart.. hatte ich noch nie!

Das Leben auf See ist eingeschraenkt und verdammt einfach, es ist wirklich nich viel Platz auf so einem Kutter, Deck mit Maschienenraum, die Bruecke mit Kuehlraum direkt darunter, ganz vorn die Kajuete zum schlafen, wo sich die Wellen am Rumpf brechen und das kleine Boot ordentlich schaukeln lassen, wie diese kleinen gelben Gummienten in der Badewanne, die so froehlich quietschen wenn man draufhaut. Es ist wirklich nicht viel Raum zum bewegen, aber immer etwas zu tun...so simpel is das! Fischen ist kein Hobby, kein Spass da draussen, es ist ein Knochenjob der dich 24 Stunden am Tag beschaeftigt, dich voellig in Anspruch nimmt, deinen Koerper ermuedet und dich denoch so fasziniert, immer auf der Suche nach dem bestem Fisch, umgeben von nichts anderem als Wasser Himmel. Der Horizont sieht in jeder Richtung gleich aus, wo man auch hinsieht, und doch bleibt der Blick an den schwellenden Wellen haengen die sich langsam durch den Ozean bewegen, die pure Kraft des Wasser, wie sich Tonnen von Kubikmetern rauem Salzwasser unermuetlich vorwaertsschieben, auf Wellenberg folgt Wellental, den Wolkenformationen, die die Fantasie spielen lassen und zum traeumen anregen, mit dem Gefuehl von Freiheit und der rauen Seelauft in der Nase. Nichtermuedende Urgewalten der Natur und mitten im Nirgendwo ein Fischerboot, nicht groesser als ein Trecker voller Zuckerueben mit Anhaenger, kleiner als eine Stecknadel im Vergleich zur unendlichen Weite des Ozeans, mit einer Crew von drei unerschrockenen Seebaeren mi einem gemeinsamen Ziel, auf der Suche nach nur einer Sache. Sie sind gekommen um Fisch zu fangen.





Freitag, Nachmittag, ein wunderschoener Sonnentag, 16.00 Uhr, Treffkunkt am sicheren Hafen von Freemantle. Der Skipper, Matrose und Deckjunge. Lagebesprechung, Vorbereitung und Planung fuer das bevorstehenden Wochenende. Route, Koeder, Mahlzeiten, Einweisung, Sicherheit und Equipment werden diskutiert. Das Boot, mit zwei massiven Seilen am Steg angelegt, wird beladen und zum Auslaufen fuer die Nacht vorbereitet. Es sollen nur noch wenige Stunden mit festem Boden unter den Fuessen sein und um Punkt Mitternacht wird aus der Landratte ein Fischermann. Es ist stockfinster, die Sterne und der Halbmond leuchten den Weg, der alte Dieselmotor heult auf und blubbert laut und monoton. Leinen los! "Maddelena Z" auf dem Weg in den Ozean. Es ist eine kurze Nacht, nach vier Stunden voller Fahrt, stoppt der Motor, die Maschinen schweigen. Pure, wunderschoene Stille, nur das Rauschen der See. Es ist soweit und es muss schnell gehen. Mit Eko-Sonar, der den Grund und die Schichten der See mit Schallwellen abtastet, hat der Skipper einen Fischgrund entdeckt. Matrosen auf's Deck und Leinen vorbereiten. Die See ist Rau und der gesamte schlaftrunkene Koerper wird ploetzlich durchgeschuettelt, muede und traege, die Wellen brechen sich am Rumpf und spruehen Wasser ueber's Deck uns peitschen ins Gesicht. Es ist kein gutes Gefuehl, erlich gesagt habe ich mich noch nie so schlecht gefuehlt. Der Gleichgewichtssinn spielt verrueckt, es gibt keine Orientierung, keinen Horizont, jeder Fusstritt faellt schwer und der Magen wird komplett verwurschtelt. Der Kutter hoert nicht auf zu kippen und schwingen, die Wellen unvorhersehbar, man wird von der Kraft jeder einzelnen ueberraascht, man kann sich nicht vorbereiten, es ist zu dunkel um zu sehen in welche Richtung sich das Boot bewegen wird, man kann nur reagieren und sich festhalten. Der kopf spielt verrueckt, alles dreht sich, der Magen wird flau, das Gesicht bleich, die Arme und Haende zittern, Mund geoeffnet, tiefe Atemzuege die hastig die Luft verschlucken, ohne Gleichgewicht ist man verloren. Seekrank. Ich muss mich uebergeben, aber es ist keine Zeit! Jede Sekunde zaehlt, da sich der Fisch nicht aufhalten laesst, so peitscht uns der Kaptain voran um die 7 Leinen mit Koeder vorzubereiten. 300 hundert Meter Seil, am Ende haengen 40 Haken im Abstand von gut einem Meter mit verschieden Koedern fuer verschiedene Fische in verschiedenen Schichten des Meeresbodens und eineGewicht um sie in die Tiefe zu reissen. Stunde um Stunde vergeht bis bis zum Morgengrauen, mit bleichem Gesicht und flauem Magen, auf Rauer See und dem unermuetlich schuettelnden Kutter. Mehrfach habe ich mich jetzt schon uebergeben, bis die Sonne den Horizont erhellt und in kurzer Zeit, die wie eine kleine Ewigkeit erscheint, den Himmel in unglaublich leuchtende Rottoene anstreicht. Es ist keine Zeit die Schoenheit eines solchen Sonnenaufgangs zu bewundern, man ist eigentlich nur erleichtert, das man die See jetz erkennen kann und sich langsam das pochende und drueckende Gefuehl der Uebelkeit legt. Die beste Zeit um die Leinen zu versenken ist nun gekommen. Im Morgengrauen wird der Fisch am Grund aktiver und so beissen sie besser. So wird Leine um Leine versenkt, Boje um Boje an der Wasseroberflaeche platziert, Fahne, Blinker und Schwimmer bilden Makierung und das Gegengewicht um die Leine nicht zu verlieren. Sobald die alle Leinen versenkt sind, werden die ersten wieder eingeholt, alles ist durchgeplant und alle muessen eingespielt an einem Strang ziehen. Es ist keine Zeit zum Essen, keine Zeit zum Trinken. Kurze Verschnaufpausen werden genutzt um schnell ein paar Happen herunterzuschlingen, der Koerper gewoehnt sich langsam an die raue See. Die kurzen Verschnaufpausen fuehlen sich wie eine Erloesung an.






Harte Arbeit, 19 Stundem am Tag, man ist dreckig und stinkt nach Fisch, hungrig, durstig und doch ein grossartiges Gefuehl dort draussen zu sein! Ein Auge auf dem Boot, ein Auge auf der See, faszinierende Natur die nie langweilt und die ich mit jedem Blick aufgesauge. Wale, Delphine, sogar Albatrosse, die die besten Fischgruende aufzeigen begruessen uns auf dem Meer. Haie reissen unsere Fische von den Leinen, Moewen tanzen im Wind um den Kutter und seegeln ohne die Fleugel zu schlagen durch die Luft. Sie scheinen in der Luft gefroren, wenn sie im Wind neben dem Boot stehen um dann wieder ueber die Wellen zu gleiten und enge Kreise zu ziehen, manchmal so eng und flach ueber der Wasseroberflaeche, dass sich ihre Fleugelenden in die Wellen zu schneiden scheinen. Die Sonnen brennt vom Himmel, im naechsten Moment ziehen Wolken auf und man kann sie in einiger Entfernung abregnen sehen, wie der Wind die Wassertropfenmasse in eine Richtung treibt, wie ein grauer Vorhang der aus den Wolken bis zur Wasseroberflaeche reicht. Lange Tage, wenig Schlaf und traege Gliedmassen erlahmen meinen Koerper, doch das Gefuehl nach drei Tagen auf der See wieder zurueck in den Hafen einzulaufen ist zweiseitig. Ein lachendes und ein weinendes Auge..Froh wieder festen Boden unter den Fuessen zu haben, den Schiffsbauch gefuellt mit Fisch, es ist Montag Nacht und ich bin auch traurig die See zu verlassen, definitiv nicht da letzte mal das ich auf dort draussen war, nicht nur weil ich auch mal das Boot fahren durfte... sondern weil sich das Gefuehl dort draussen zu sein sich unbeschreiblich gut angefuehlt hat! Hab mich nach der Anbkunft ordentlich betrunken, wie sich das fuer einen Seemann gehoert, und war dann landkrank...moin

Hab jetzt einen Job auf Rottnest Island in einem kleinen Supermarkt.. Bilder vom Fischen und mehr ueber Rottnest Island spaeter.


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6 comments:

Anonymous said...

ey! Where is Jens?? And who is that man with the red beard???

Anonymous said...

Moin Jens,
soso...ein seekranker Seemann, na das nenn ich ma exotisch. ;-) Dir scheints ja (trotz der Übelkeit) richtig richtig gut zu gehn!!! Freu mich immer auf neue Berichte aus Australien. Keep going!

Anonymous said...

Hi Großer Seemann wollt mich doch auch mal bei dir melden und dir Grüße aus Cloppenburg senden hoffe dir gefällt es da richtig gut und ich hör bzw les mal was von dir Lieben Gruß
dein Cousin Mario

ach ja bevor ich es vergesse

deutliche anzeichen, dass winnie pooh ein drogenfilm ist:

dem esel ist alles egal der is total langsam und unmotiviert --> kiffer
ferkel hat ständig angst sieht gespenster und leidet unter verfolgungswahn --> pilze
rabbit will alles haben ("alles meins, alles meins" dazu die riesen nase --> kokser
tigger springt nur herum kann nicht stillstehen
der hüpftstädnig durch die gegend ohne müde zu werden --> extasy
christopher robin kann mit allen möglichen tieren reden --> sinneserweiternde drogen
Winnie pooh is total danebe, steht auf süßes und seine fantasie reicht ins grenzenlose --> amphetamine/lsd

! said...

Hey Sara, i was a professionel fisherman and worked on a boat! Yeah!! Don't I look like Forest Gump with my beard, dirty shirt, cap and the boat?-)

Anna, das mit der Uebelkeit fuehlt sich wie'n mittelschwerer Kater an.. und den kannst du ja auch prima simulieren! Einfach tief ins Glas gucken, spaeter in See stechen und ab geht die wilde Fahrt..!-)

Hatte mir ueberlegt mir mal so'n Anker auf den Arm zu taetowieren, da ich ja jetz Seebaer bin.. soll ich? welche Farbe und wohin?

Mario, schoen was von dir zu hoeren! Aber jetz kommts Dicke:

Deutliche Anzeichen, dass Mario Winni Puuh ueber alles lieb hat und heimlich guckt, wenn alle schlafen, und das er sich die komplette Staffel auf DVD als Family Extended Edition bestellt hat (das wuerde erklaeren, dass er sogar die Zitate auswendig kennt) und unter seinem Kopfkissen versteckt:

- er kennt alle Charektere mit Vor- und Zunamen (Christopher RObin? wer macht den sowas?), alle ihre Eigenschaften, tiefsten Wuensche und Vorlieben
-verkleidet sich zu Karneval als Winnie Puuh, traegt aber immer den riesigen Plueschkopf um nich erkannt zu werden
-Hat einen Dreijahresvorrat an Honig im Schrank und Nummern von vier verschiedenen Imkern im Kurzwahlverzeichnis.. nur fuer den Fall das Winnie Puuh ihn mal besuchen kommt

Ein Riesenspass Mario, ich weiss du kannst es vertragen ;-) bis spaeter

Anonymous said...

Anker? aber dann bitte in rosa und mit dem obligatorischen "i love mom" darunter!!! ;-D

Anonymous said...

das mit dem anker geht klar!!